Was ist der Zins und wodurch wird er beeinflusst?
Eine Bank setzt mit dem Darlehenszins den Preis für das Darlehen fest. Jede Bank hat dabei ihre eigenen Vorgaben, welchen Zins sie unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen einkalkuliert.
Sie können es wie folgt betrachten: Die Basis ist ein risikoloser Zins, zu dem sich jede Bank wiederum selbst das Geld von der Zentralbank leihen kann. Der Zins ist immer dann risikolos, wenn keine Ausfallrisiken mit der Verleihung des Geldes verbunden sind, sprich wenn das verliehene Geld zu 100% wieder zurückbezahlt wird. Leiht sich die Bank beispielsweise von der Europäischen Zentralbank (EZB) das Geld zu 1%, weiß die EZB, dass sie das Geld auch wiederbekommen wird. Das heißt, die kreditgebende Bank muss dafür bürgen.
Vergibt die Bank nun das Geld an private oder geschäftliche Kunden ist die Verleihung des Geldes immer mit Risiken verbunden, da eben nicht garantiert werden kann, dass das Geld auch zurückbezahlt wird. Das kann zum Beispiel passieren, wenn eine Person aus verschiedenen Gründen in finanzielle Probleme gerät und das Geld nicht wie erwartet auszahlen kann. Somit ist der Zinssatz nicht mehr risikofrei.
Der große Vorteil von Immobilien ist jedoch, dass sie der Bank als Sicherheit zur Verfügung gestellt werden können, d.h. sie können gut beliehen kann. Im schlechtesten Fall, kann die Bank auf die Immobilie zugreifen und diese verkaufen oder zwangsversteigern, damit sie das verliehene Geld, also das Darlehen, wieder zurückbekommt, wenn absehbar ist, dass der Darlehensnehmer dazu nicht mehr im Stande ist und sein wird. Voraussetzung für die Gewährung eines Immobiliendarlehens ist daher immer, dass die Bank die Immobilie als Sicherheit zur Verfügung gestellt bekommt, andernfalls wird Ihnen die Bank kein Immobiliendarlehen geben.
Genau aus diesem Grund sind Immobiliendarlehen auch (deutlich) günstiger als die meisten anderen Darlehen oder Kredite, wie z.B. Verbraucherdarlehen. Eben weil die Immobilie im Notfall als Sicherheit der Bank zur Verfügung steht und somit die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass sie, egal was passiert, immer ihr verliehenes Geld zurückerhält.
Für das verbleibende Restrisiko nimmt die Bank einen Aufschlag auf den Darlehenszins. Leiht sich die Bank also zu 1% Geld von der Zentralbank, wird sie immer mehr als 1% von Ihnen bei der Finanzierung verlangen. Wie hoch der Aufschlag im Einzelfall ist, hängt von im Wesentlichen von den nachfolgenden Faktoren ab:
- Werthaltigkeit der finanzierenden Immobilie
- Lage der Immobilie
- Ihre individuellen Gegebenheiten, wie z.B. Ihre Einkünfte/ Bonität
- Höhe des vorhandenen Eigenkapitals (Sparguthaben), das Sie in der Finanzierung einsetzen können und wollen
- weitere verfügbare Sicherheiten, wie z.B. schon bestehendes Immobilienvermögen
- Höhe der Tilgung
- Dauer der Zinsfestschreibung des Darlehens (wie lange die Bank Ihnen den Darlehenszinssatz garantiert)
Je nachdem, wie gut Sie die oben genannten Punkte erfüllen können, kalkuliert die Bank mit einem geringeren oder höheren Ausfallrisiko, was sich wiederum in einem für Sie günstigen oder etwas teureren Darlehenszins zeigt.
Warum ist der Zins nicht negativ?
In der aktuellen Marktlage sind die Zinsen historisch niedrig und Sie haben vielleicht schon gehört, dass diese sogar negativ sein können. Das bedeutet, dass die Banken mehr Kapital von der Zentralbank erhalten, als sie zurückzahlen müssen. (oder im umgekehrten Fall, dass sie für an die Zentralbank verliehenes Sparguthaben keine Zinsen bekommt, sondern Strafzinsen bezahlen muss). Leiht sich z.B. die Bank heute 100.000€, muss sie in einem Jahr nur 99.700€ zurückzahlen. Das klingt verrückt und das ist es ehrlich gesagt auch.
Sie als Verbraucher werden jedoch keine negativen Zinsen erhalten (mit Ausnahme von werbewirksamen, aber sehr kleinen Konsumentenkrediten). Den Grund dafür haben wir oben beschrieben: Die Bank muss immer einen Risikoaufschlag mit einkalkulieren und natürlich auch die mit der Darlehensvergabe verbundenen Aufwendung (Personalarbeitszeiten, Service, etc.) abdecken. Deshalb sind die Kreditzinsen nicht negativ, auch nicht im aktuellen Marktumfeld.
Wovon ist der Zins noch abhängig?
Wir haben uns mit diesem persönlichen Risiko auseinandergesetzt. Kommen wir nun zu einem weiteren entscheidenden Faktor: Die Zinsbindung.
Wenn Sie heute ein Darlehen abschließen, können Sie mit der Bank eine Vereinbarung treffen, die Ihnen den Darlehenszins für eine gewisse Zeit garantiert, die sogenannte Zinsbindungszeit. Diese kann beispielsweise über 5, 10, 15, 20 Jahre oder sogar noch länger vereinbart werden.
Je länger Sie diese Zinsbindung wählen, desto höher wird der Zins. Warum das so ist, lässt sich wieder mit dem Risiko für die Bank erklären. Generell weiß niemand, wie genau sich die Zinsen zukünftig entwickeln. Je länger Ihnen die Bank jedoch den Zinssatz garantiert, desto höher werden unter Umständen aber die Opportunitätskosten für die Bank. Opportunitätskosten entstehen, wenn z.B. die Zinsen von heute 1% auf in 10 Jahren 3% steigen. Nun könnte Ihnen die Bank, wenn die Zinsbindung in 10 Jahren endet, nun mindestens 3% und nicht mehr nur mindestens 1% in Rechnung stellen. Wenn Sie jedoch eine längere Zinsbindung vereinbart haben, kann die Bank weiterhin nur den ursprünglich vereinbarten Zins verlangen. Dieser Nachteil, aus Sicht der Bank, drückt sich in den Opportunitätskosten aus. Je höher diese unter Umständen ausfallen können, desto höher ist damit auch der Zinsaufschlag im Darlehen. Sicherheit für Sie kostet, kann sich aber lohnen!
Um Darlehenszinsen und Ihre individuellen Darlehenskonditionen bei der Finanzierung besser verstehen zu können, lohnt es sich, wenn Sie sich in die Position der Bank versetzen. Sie wägen dann immer ab, ob ein bestimmter Faktor eine ein höheres oder niedrigeres Risiko für Sie, in dem Fall also aus Sicht der Bank, bedeutet. Je höher das Risiko, desto höher wird der Zins.
Wie unterscheiden sich die einzelnen Banken voneinander?
Der Grund, warum Sie nicht einheitlich bei jeder Bank den gleichen Zins angeboten bekommen, ist, dass jede Bank ihre eigene Risikobewertung macht, also unter Umständen eine ganz andere Kalkulationsgrundlage hat, als eine andere Bank, die die Risiken für sich anders einschätzt. Banken leihen sich zwar zum selben Zins das Geld bei der Zentralbank, jede Bank berücksichtigt aber zusätzlich den individuellen Risikoaufschlag. So kann es sein, dass Bank A einen größeren Aufschlag einkalkuliert als Bank B. Somit bekommen Sie bei Bank B einen besseren Zinssatz als bei Bank angeboten.
Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Einflussfaktoren und der indiviudellen Zinskalkulation jeder Bank, ergeben sich letztendlich sehr viele Konstellationen an möglichen Konditionen für Ihre Finanzierung.
Am besten helfen kann Ihnen ein vertrauensvoller und zuverlässiger Finanzierungberater, der gemeinsam mit Ihnen den Prozess der Angebotserstellung strukturiert durchläuft, Ihre individuellen Gegebenheiten und Wünsche berücksichtigt sowie die Angebote der Banken für Sie einholt und miteinander vergleicht. Chiemgau.immo hat ein Netzwerk an unabhängigen Finanzierungsberatern aus der Region, die wir Ihnen gerne weitervermitteln.